Einleitung im Familienbuch van Lessen




Einleitung im Familienbuch van Lessen

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Der Name van Lessen (lat. de Lessen – franz. de Lessines) wird in Urkunden aus Lessines, einer Stadt im wallonisch-flämischen Grenzgebiet, erstmals um 1230 erwähnt: „Gilles de Lessines“ zählt zu den bedeutenden Männern, die aus Lessines gebürtig waren; geboren um 1230 gehörte er dem Orden der Dominikaner an, war ein Theologe von großen Verdiensten, Verfasser mehrerer Werke der Theologie.

Gesichert ist, dass die Ortschaft Lessines (Lessen) eine Gründung sächsischer Umsiedler ist, die dort um 800 n. Chr. von Karl dem Großen angesiedelt wurden, so dass Lessines anfangs sogar den Beinamen Saxonville (Sachsenstadt) hatte. Kaiser Karl der Große (742-814) hatte in zahlreichen Feldzügen von 772 bis 804 die in der Gegend von Verden lebenden Sachsen unterworfen, christianisiert und dem fränkischen Reich eingegliedert.

Kurz nach dem Tode von Kaiser Otto III. (980 – 1002) wurde Lessines 1005 erstmals urkundlich genannt. Weitere Erwähnungen des Ortes Lessines gibt es in Urkunden aus den Jahren 1089, 1179 und 1181.

Johann van Lessen aus Soltau (229) fand heraus, dass der Ortsname „Lessen“ in der Grafschaft Hoya (jetzt Kreis Diepholz) seit 1266 urkundlich belegt ist. ln einer lateinisch abgefassten Urkunde, die die Schenkung eines Grundstückes an die Kirche zu Bücken nachweist – ausgefertigt am 16. April 1260 – wird unter den Zeugen Hinricus de Lesse aufgeführt. In zwei weiteren lateinischen Urkunden wird der Name mit „de Lessen“ angegeben. Im Kaufvertrag eines Stück Landes an das Stift Bücken aus dem Jahre 1331 wird Johannes de Lessen als Zeuge erwähnt.

1346 wird Volterus des Lessen in einer Urkunde genannt. In der Niederschrift eines Gerichtsentscheides aus dem Jahre 1376 (in niederdeutscher Sprache) wirkte unter dem Vorsitz der Äbtissin des Stiftes Herr Otten van Lessen als einer von 8 Richtern mit; als Beruf wurde „Kellner“ angegeben, was damals soviel wie Wirtschaftsleiter bedeutete, möglicherweise des Stiftes Bücken.

Bei der Übereignung von Gütern an den Grafen von Hoya wirkte Herr Otte van Lessen, Domherr (doemhere) zu Bücken, mit. In der Urkunde von 1389 wurde wohl der gleiche Ahnherr als Herr Otto van Lessen Kanonikus zu Bücken genannt.

Es spricht einiges dafür, dass „Lessen“ ursprünglich eine sächsische Ortsbezeichnung im sächsischen Siedlungsgebiet Hoya-Verden gewesen ist, die um 800 von sächsischen Umsiedlern als Name eines der neu erbauten Dörfer wıederverwandt wurde.

In der Geschichte der Französisch-reformierten Kirche zu Emden von Philipp J. Wenz (1819) wird ein Corneille de Lessen erwähnt, der als treuer Lehrer des Evangeliums um 1570 in Lüttich von den Spaniern unter Herzog Alba aufgehangen wurde.

Die Französisch-reformierte Kirche in Emden ist von allen wallonischen Kirchen in Ostfriesland und den Niederlanden die älteste, gleichsam die Mutterkirche. In der Mitte des 16. Jahrhunderts waren durch die Gegenreformation in den spanischen Niederlanden vertriebene reformierte Wallonen nach Emden gekommen und hatten dort am 12. Dezember 1550 eine Kirche zum Eigentum erhalten.

1554 wurde die Französisch-reformierte Kirchengemeinde von Gräfin Anna gesetzlich offiziell anerkannt.

In Emden wird 1602 Elias van Lessen als Sekretär und als einer der acht Mitglieder des Kriegsrates aus dem Rat der Stadt Emden genannt. Elias van Lessen heiratete am 8.4.1603 Margarete Behrens, 1605 war er Diakon der fremden niederdeutschen Armen, 1611 Mitglied der Französisch- reformierten Kirche und 1621 einer ihrer Ältesten; er gehörte zu den Unterzeichnern des französisch abgefassten Glaubensbekenntnisses dieser Gemeinde. Elias van Lessen starb am 5.11.1637 in Emden, er hinterließ eine Tochter Wobbeke (Anmerkung: es waren zwei Töchter), männliche Nachkommen sind nicht bekannt.

Ahnherr der in diesem Familienbuch dokumentierten Familie van Lessen ist der 1687 erstmals urkundlich genannte Johan Leßen. In einem mit der Gräfin Sofia Elisabeth von Fridag, Freifrau zu Gödens, abgeschlossenen Pachtvertrag heißt es: „anno 1687 heuert Johan Leßen (Nummer 1 im Familienbuch van Lessen) 92 Grass (= 33,88 ha) frey Groden Land auf 6 Jahr um 776 Rth (Reichsthaler = 3 Mark Geld)“. „Groden Land“ war neu eingedeichtes Polderland. Diese Pacht wurde von ihm 1693 und 1699 verlängert. Der Pachtvertrag befindet sich im Original noch im Archiv der Gräfin von Wedel in Dykhausen.

Johan Leßen (1) (Johan Leßing) war verheiratet mit Sybille Meents. Aus der Ehe gingen 5 Söhne und eine Tochter hervor. Einer der Söhne war Cornelius van Lessen – 1689-1753 – (4). Am 19.10.1703 wurde Johan Leßen in Neustadtgödens begraben. Seine Witwe, Sybille Meents, hat den Hof 1705 für weitere 6 Jahre gepachtet und zusammen mit ihrem ältesten Sohn Ico Johan Leßen (5) bewirtschaftet. Sybille Meents wurde am 23.10.1713 begraben, der Hof von Ico bis zu seinem Tode 1723 weiter gepachtet.

Über Cornelius (4) findet sich in den Kirchenbüchern von Neustadtgödens am 24.2.1689 ein Hinweis auf seine Taufe, und 1706 wird er unter den Konfirmanden, die erstmals zum Abendmahl zugelassen wurden, wie folgt erwähnt: „Cornelius Jansen, Jan Leßings auf der Grode sein hinterlassener Sohn“. Es war zu der Zeit üblich, den Nachnamen aus dem Vornamen des Vaters zu bilden mit der Endsilbe ‑sen als Kurzform für Sohn.

1707 wurde am Südrand des Dollarts der Süder-Christian-Eberhardts-Polder eingedeicht. In diesem Neuland hatte Cornelius die Domäne Luisenfeld gepachtet, die auf der Grenze zwischen dem Süderpolder und dem 1682 eingedeichten Charlottenpolder lag.

Cornelius hat den Namen van Lessen geführt, möglicherweise in Rückbesinnung auf seinen Ahnherren Corneille van Lessen aus Lüttich, nach dem er wahrscheinlich genannt war; ein Vertrag ist jedenfalls unterschrieben: „Suiderpolder, den 14. Dezember 1751, Cornelius van Lessen“.

Am 28.9.1715 heirateten Cornelius van Lessen und Geeske Tjaben (4) aus Jemgum; sie hatten 6 Töchter und 2 Söhne. Aus ihrem Besitz gibt es den abgebildeten silbernen „Brandwijnskop“, aus dem nach alter ostfriesischer Sitte bei Geburten in Brandwein getränkte Rosinen angeboten wurden; dieser Brauch ist hier und da auch heute noch üblich. Die Söhne starben im Alter von 8 und 1½ Jahren. Drei Töchter von Cornelius und Geeske van Lessen,
  Aaltje – 1718-1788 – (9),
  Sara ‑ 1724‑1769 – (12), und
  Anna Margrietha – 1736-1795 – (15)
gaben ihren Kindern den Familiennamen „van Lessen“ und ließen das Geschlecht fortleben.

AaItje van Lessen heiratete am 23.2.1744 den Witwer Vreerk Adden – 1710-1787 – (9), dessen erste Frau Hilke Jakobs 6 Tage nach der Geburt ihres 3. Kindes am 21.5.1742 gestorben war. Die Kinder aus 1. Ehe und Aaltjes ältester Sohn Adde Douwes – 1745-1803 – (3) nahmen den Namen Vreerks an, die weiteren 5 Kinder erhielten den Namen van Lessen. 2 Söhne starben im Kleinkindesalter, von den Söhnen Cornelius und Tjabe Vreerks van Lessen stammt die in Ostfriesland ansässige Linie der van Lessens ab, die sich inzwischen in Deutschland weit ausgebreitet hat.

Sara van Lessen heiratete am 29.8.1751 den Landwirt in Charlottenpolder Harm Balsters (12) und hatte mit ihm 8 Kinder. Dem ältesten Sohn gab sie den Namen Cornelius van Lessen (30), leider ist er früh verstorben. Die anderen 7 Kinder trugen den Namen Balsters. Die jüngste Tochter Aaltje Harm Balsters – 1763-1804 – (37 und G 1) heiratete am 3.5.1786 den Landwirt zu Charlottenpolder Derk Michels – 1751-1800 – und hatte mit ihm 5 Kinder, von denen der Sohn Michael Derks – 1788-1864 – (G 3) im Jahre 1811, als er verpflichtet wurde, einen Familiennamen zu führen, den Namen „van Lessen“ wählte. Michael Derks van Lessen ließ sich um 1813 in Groningen nieder und gründete hier ein Geschäft für Getreide und landwirtschaftliche Erzeugnisse, das über 100 Jahre unter dem späteren Namen M.D. van Lessen en Zoon bestehen blieb. Michael Derks van Lessen ist der Stammvater des Groninger Astes unserer Familie, von der auch der Londoner Zweig abstammt. Viele seiner Nachkommen haben in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in Niederländisch-lndien gelebt.

Anna Margrietha van Lessen – 1736-1795 – (15 und B 3) war die jüngste Tochter von Cornelius van Lessen und Geeske Tjaben und heiratete am 22.5.1761 in Bunde Jan Eilderts – 1733-1784 -, sie hatten Zwillingssöhne, von denen Eildert Jans gleich nach der Geburt starb und Cornelius – 1762-1824 – (B 5) den Namen van Lessen erhielt. Cornelius van Lessen war Landwirt in Süder-Christian-Eberhardts-Polder und in Holtgaste; er war in 1. Ehe mit Wilemke Jans Holtkamp verheiratet und hatte mit ihr 3 Kinder. Der jüngste Sohn Hindericus van Lessen – 1801-1860 – (B 9) war Kaufmann in Weener und heiratete am 17.5.1832 Antje Jans Kuiper – 1814-1849 – aus Nieuw Schanz. Ihr ältester Sohn, Cornelius Bartholomäus van Lessen, – 1833-1902 – (B 23) heiratete Tala Haken – 1839-1900 – aus Bourtange in den Niederlanden und wurde dort der Stammvater des Bourtanger Astes unserer Familie, von der eine Reihe von Familienmitgliedern in Brasilien lebt.

Dr. Harmen van Lessen †, Solingen

Siehe auch
“Kurze Historie der Abstammung“,
“Tafel der frühen van Lessen in Emden“, und
“Die Emder Familie van Lessen um 1600“.

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