Zur Geschichte der Kirche in Böhmerwold

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(Übertragen aus dem Ostfrieslandkalender von 1997)

Im Jahre 1703 wurde die jetzige Kirche zu Böhmerwold erbaut. Die frühere Kirche ist nach Angaben eines älteren Gemeindegliedes eine Fachwerkkirche aus Holz und Lehm gewesen, die im Jahre 1703 abgebrochen wurde.

In dem Inventarium der Kirche von 1857 heißt es: „Die Kirche stehet mitten im Dorfe, ist ungefähr 54 Fuß lang und 20 Fuß breit und enthält 138 Kirchensitzstellen. Die Orgel steht auf dem Orgelboden im Westen der Kirche, ist neu erbaut 1828. In demselben Jahr wurde auch der Orgelboden in die Kirche eingebaut, als die Plätze von Norder-Christian-Eberhards-Polder hier eingepfarrt wurden. Der Glockenturm – mit der Kirche verbunden – enthält eine Glocke, ist jedoch ohne Schlaguhr.“ Angeblich soll 1703, als die neue Kirche gebaut wurde, eine Glocke gestohlen worden und nach Veenhusen gekommen sein, wo eine Glocke mit der Inschrift hängen soll: „Anno domini 1499 Maria ik hete, dat karspel up den bemerwolthe het mi laten ghete.“

Der Kirchhof, worauf die Kirche steht, enthält 294 Gräber. An Inschriften verdienen erwähnt zu werden:
1. Auf der Steintafel über der Eingangstür stehen unten und oben hebräische Schriftzeichen. Diese bedeuten: Unten rechts: Dies ist das Tor zu Gott hin. Unten links: Gerechte werden durch es eingehen (Psalm 118, 20). Außerdem: Gaat in Godshuis aanbidt de Heer, singt Godes naam en Leert zyn Wetten. Dankt en Psalmsingt Hem dan te meer, Weest zeegensryk en vry van smetten.
2. Die lnschrift der Turmglocke lautet: Si Deus pro nobis, quis contra nos (Wenn Gott für uns ist, wer soll gegen uns sein?)

Die Orgel der Böhmerwolder Kirche hat in letzter Zeit die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf sich gezogen. Obwohl sie, wie die Akten einwandfrei besagen, im Jahre 1828 in der Kirche aufgestellt wurde, schreibt die lokale Überlieferung ihr ein weit höheres Alter, ja sogar eine „fürstliche“ Herkunft zu: soll doch diese Orgel, vielleicht das Geschenk eines Mitgliedes des ehemaligen ostfriesischen Fürstenhauses (oder gar Friedrichs des Großen?), ursprünglich der Schlosskapelle zu Aurich angehört und erst im Beginn des vorigen Jahrhunderts ihre höfische Umgebung zu Aurich mit der ländlichen von Böhmerwold vertauscht haben. Jedenfalls darf die Orgel zu Böhmerwold, ob nun mit oder ohne Anspruch auf „fürstliche“ Vergangenheit, vor allem wegen der hervorragenden klanglichen Qualitäten ihres Pfeifenbestandes – sie besitzt acht Register – als ein „Kleinod des Rheiderlandes“ angesehen werden. (Nach Dr. W. Kaufmann, Osnabrück, im „Deichwart“, der Heimatbeilage zur Tageszeitung „Rheiderland“, Nr. 278, 1953.)

Obwohl es sich in Böhmerwold (übrigens heißt der Name soviel wie Wald am Meer) um eine alte Gemeinde handelt, ist uns doch über die frühen Gottesdienste nichts bekannt. Als frühester Prediger ist P. Göke, etwa 1550, erwähnt. In gutem Andenken steht hier noch der Superintendent Holtkamp, ein gelehrter, gewissenhafter, aber einsamer Mann. Aus dem Bericht, welchen er im Jahre 1909 auf der 15. Versammlung der Bezirkssynode gab, sei zum Schluss noch mitgeteilt: „Es heilt nicht allerlei Kraut noch Pflaster die Schäden unserer Zeitgenossen: das Wort Gottes allein in seiner Einfachheit ist nach wie vor Hammer, der Felsen zerschmeißt, Schwert, das die Seele durchdringt, und zugleich Balsam, der heilt, und Tau, der erquickt.“